Portefeuilleton – der Kulturkommentar

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Rendezvous mit Gilgamesch.

Posted in Allgemein, Festivals, Film, Kultur und Welt, Kulturtrends, Literatur by Portefeuilleton
Jul 05 2013
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Was soll man aus dem Sommerloch schon über die Kultur vermelden? Zu viel, möchte man meinen, viel zu viel für die saisonale Talsohle des jährlichen Betriebs: Die erstaunliche Schau “5000 Jahre Megacity” feiert im Berliner Pergamonmuseum mit Uruk die älteste Großstadt der Welt. Vor allem die Grabungsfotos aus den letzten 100 Jahren begeistern den Geschichtsfreund – und, dass dort ein Rendezvous mit sagenhaften Wesen wie der sumerische Liebes- und Weiblichkeits-Göttin Inanna oder dem Helden-Prototypen Gilgamesch möglich wird. Dazu versucht sich Die Sterne-Sänger Frank Spilker als eher “ungelenker” Popliterat (wie Spiegel Online vermeldet). Und der Computer-Visionär und Maus-Erfinder Douglas Engelbart ist mit 88 Jahren verstorben.

Nicht umsonst ist die Sommerzeit jedoch auch die Zeit der Festivals – in Klagenfurt findet der vom “Weggespart werden” bedrohte Bachmann-Wettbewerb statt, zu dem Christopher Schmidt in der SZ den  wunderbar wahren Satz geprägt hat: “Nirgendwo hasst sich der Literaturbetrieb so inbrünstig wie in Klagenfurt.” Beim Filmfest in München steht unterdessen der große Anarchist und Psychomagier Alejandro Jodorowsky im Fokus, der auch in der Comic-Gemeinde als Verfasser genialer Szenarien von Moebius oder Manara eine begeisterte Gefolgschaft hat. Als lapidare Kernaussage seines – laut Taz an der Isar etwas lieblos präsentierten – Filmschaffens darf wohl sein Satz gelten: “Die meisten Regisseure machen Filme mit ihren Augen. Ich mache Filme mit meinen Eiern.”

- Peter Deisinger -

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400 Jahre “Heinrich VIII.”: Shakespeares zahmer Blaubart.

Posted in Allgemein, Geschichte, Literatur, Theater by Portefeuilleton
Jul 01 2013
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„Heaven is above all yet – there sits a judge / That no king can corrupt.“
(Königin Katharina, 3. Akt, 1. Szene)
 

Zeigt William Shakespeare in seinen Historiendramen gerne und häufig Zähne, so ist sein letztes Werk “Heinrich VIII.” eher ein zahmes Unterfangen gewesen – nicht ohne ein Shakespeare’sches Maß an Witz und Romanze, versteht sich:

Heinrich, dessen Frau Katharina ihm keinen männlichen Nachfolger schenkt, verliebt sich in Anne Boleyn. Er strebt die Scheidung mit seiner ersten Frau ein, sein Kardinal Wolsey jedoch intrigiert gegen ihn, was schlussendlich allerdings rauskommt. Mit Hilfe von Kardinal Cranmer wird Heinrichs neue Ehe schließlich vollzogen und Anne zur neuen Königin von England. Das Stück endet mit der Geburt des späteren Königin und Shakespeare-Gönnerin Elisabeth I.

Interessanter als die Handlung, in der der frauenverschlingende und genusssüchtige Heinrich erstaunlich gut wegkommt, ist die Legende, die sich um die Uraufführung desd Dramas am 29. Juni 1613  rankt: Als ‚Special Effect‘ kam bei dem Bühnenstück ein Kanonenschuss zum Einsatz. Der Schuss ging jedoch fehl und entzündete das reetgedeckte Dach von Shakespeares Globe Theatre – der aus Holz gebaute Aufführungsort brannte komplett nieder. Doch niemand kam zu Schaden, bis auf einen Mann, dessen Hose Feuer fing. Gut, dass schnell eine gehörige Portion Ale zur Hand war, den Hosenbrand zu löschen.

File:Abbot of leicester and wolsey westall.jpg

Kupferstich zu einer Szene aus “Heinrich VIII.” von Robert Threw um 1802.

- Peter Deisinger -

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Superman in der Nussschale: Zum neuen “Man of Steel” von Zack Snyder.

Posted in Film, Kulturkritiken by Portefeuilleton
Jun 27 2013
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“O Gott, ich könnte in eine Nussschale eingesperrt sein und mich für einen König von unermesslichem Gebiete halten”, äußert der unglückliche dänische Prinz an einer Stelle von Shakespeares “Hamlet”. Dieser paranoide Größenwahn schwingt immer auch mit, wenn wir uns auf Superhelden-Filme wie den just neu gestarteten “Man of Steel” von Ober-Spartaner Zack Snyder einlassen. Man lässt sich in den Kinosessel sinken, fühlt, fiebert und identifiziert sich mit dem Übermenschen auf der Leinwand, der im optimalen Falle möglichst menschlich gezeichnet wird. Schlussendlich schafft es dieser Superman, im aktuellen Beispiel dieser unbeleckte Newcomer Henry Cavill, eine Welt zu retten. Diese Welt kann in ihrer Leinwandskizze selbstredend niemals mehr als ein nussschaliger Entwurf unserer eigenen sein, der sich im optimalen Falle allerdings möglichst echt anfühlt. Wenn wir dann froh aus dem Kino gehen, ist das schon ein königliches Gefühl. Natürlich nur im optimalen Falle, versteht sich.

Leider funktioniert das Konzept in Snyders Adaption von Superman nur unzureichend, auch wenn Batman-Spezialist Christopher Nolan als Produzent mit im Boot war. Optisch ist man zwar am Puls der Zeit, das Menschlich-allzumenschliche wird in den Charakteren jedoch leider sträflich vernachlässigt. Der beste Teil der Nussschale bleibt der Entwurf von Supermans Heimatwelt Krypton, wo sein Vater Jor-El (Russell Crowe) und der putschende Militär Zod (Michael Shannon) in Machtkämpfe verstrickt sind. Mit wehenden Fahnen stürzt der Planet schließlich in den Untergang, der angehende Superheld wird als Findelkind auf der Erde von Farmer Kevin Costner und seiner Frau Diane Lane aufgezogen. Und muss sich schließlich irgendwann seiner messianisch-weltrettenden Bestimmung stellen. Schade, dass dabei Cavill außer durch ein supermarkantes Kinn, wenig punkten kann – und dass seinen Sparringspartnern wie Amy Adams als Lois Lane schlicht nicht der darstellerische Raum eingeräumt wird. So bleibt der Film zwar technisch spektakulär genug, ihn anzusehen. Menschlich und charakterlich kommt er jedoch – wie von Snyder vielleicht nicht anders zu erwarten – eher spartanisch daher. Das königliche Gefühl zum Schluss jedenfalls, das bleibt leider aus.

- Peter Deisinger -

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Ingeborg Bachmann steht im Regen.

Posted in Kultur und Welt, Kulturtrends, Literatur, Musik, Oper by Portefeuilleton
Jun 25 2013
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Es ist ein stiller Regentag,

So weich, so ernst – und doch so klar,

Wo durch den Dämmer brechen mag

Die Sonne weiß und sonderbar.

 

Raunte der Zürcher Staatsschreiber Gottfried Keller auf das vor ihm liegende Blatt, während er anno 1846 das Wetter wertend durchs Fenster blickte. Etwa so lässt sich die aktuelle Woche an: Draußen nieselnde Nässe unter weißen Wolkenwänden. Die Sonne verdeckt ihr Gesicht, negiert aber noch nicht vollends ihre Existenz.

Dazu steht Kultur, vor allem in ihrer literarischen Manifestation, allenthalben im Regen: ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz möchte sich und seinem Sender den Ingeborg-Bachmann-Preis sparen, die kanadische Short-Story-Königin Alice Munro will das Schreiben einstellen und der spanische Großmeister des schwarzen Humors, Javier Tomeo, ist verstorben. Ein schwarzer Tag also? Naja immerhin gibt’s einen Lichtblick – oder wenigstens Stimmungsaufheller – aus der Musik zu vermelden:

Die (noch) 79-jährige Operndiva Janet Baker fordert in einem herzerfrischenden Interview mit dem Magazin Opernwelt “Mehr Blut!” von ihren britischen Landsleuten auf der Musiktheaterbühne. Sie könne keinem empfehlen, so “fürchterlich britisch” zu singen. Selbst die Komposition “Phaedra”, die von Benjamin Britten extra für sie geschaffen wurde, sei schließlich ein “vollblütiges” Werk.

Wir freuen uns schon auf Bakers Geburtstagsfeier im August! Die dürfte dann wohl alles andere als blutleer werden …

- Peter Deisinger -

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Ein Wetter, um drin zu ersaufen.

Posted in Allgemein, Literatur by Portefeuilleton
Jun 21 2013
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Das ist ein Wetter. Um drin zu ersaufen.

Sowas von Regen war noch gar nicht da.

Paar neue Schuhe müsste ich mir kaufen …

Und Haareschneidenlassengehen muss ich auch. Na ja.

 

Erich Kästners Zeilen passend zum gestrigen Tropensturm in Leipzig:

Der Himmel öffnete alle Schleusen, dazu brausten abgestandene Sturmböen über die Stadt. Blitze schleudernd, suchte das Firmament mit großem Getöse Bodenkontakt. Wassermassen rauschten in Straßenfällen Richtung Auwald und Elster. Nach zwei Stunden endlich wurde aus dem Sturm ein schlichtes Gewitterwetter – aus dem Guss wurde ein Regen, das Wetterleuchten erhielt den gewohnten Sommeranstrich, der Wind ebbte ab. Doch bis dahin hätte es jeder beliebige Katatstrophenfilms ein können. Bin noch ganz beeindruckt. Und fühle mich noch triefend nass.

- Peter Deisinger -

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